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Suzanna Randall im Interview zum "Tag der kleinen Forscher"

Wie wird man Astronautin? Was braucht es für Fähigkeiten? Und wie bereitet man sich auf einen Trip in den Weltraum vor?  Darüber sprechen wir mit der angehenden Astronautin und Astrophysikerin Suzanna Randall. Sie durchläuft derzeit eine Ausbildung zur Raumfahrerin und könnte die erste deutsche Astronautin sein, die auf die ISS, die Internationale Raumstation fliegt.

Das Interview im Wortlaut:

Woher kommt deine Begeisterung für das Weltall?

Suzanna Randall: Ich fand die Sterne und den Mond schon als Kleinkind faszinierend. Als ich älter wurde, habe ich angefangen sehr viel über das Weltall zu lesen und als ich neun Jahre alt war, gab es außerdem diesen einen Schlüsselmoment. Ich saß am Frühstückstisch mit meinen Eltern und habe in der Zeitung ein schwarz-weiß Foto vom Weltraum gesehen. Das sah aus wie eine Kartoffel, also wie ein unförmiger Felsen. In der Bildunterschrift stand aber, dass es sich um den Phobos handelt, einen der Monde vom Mars. Das hat mich damals als Neunjährige so fasziniert, dass es außerhalb der Erde andere Planeten und andere Monde gibt und wir da auch noch hinfliegen können. In dem Augenblick ist bei mir wirklich der Wunsch entstanden, ins Weltall zu schauen und auch dahin zu fliegen.

Du hattest einen Physiklehrer, der deine Begeisterung noch einmal befördert hat. In der Art und Weise, wie er das Thema vermittelt hat, richtig?

Suzanna Randall: Ja, bei mir war es immer so, dass ich das Weltall spannend fand, aber als Kind konnte ich mit Physik nicht viel anfangen. In der Schule stand ich auf Vier und war wirklich nicht gut. In der 11. Klasse, also relativ spät, hatte ich dann das Glück einen richtig guten, jungen, motivierten Physiklehrer zu bekommen. Der hat gezeigt: Physik ist wirklich überall und steckt in allem, was wir tun. Von da an hat es mich gepackt. Das hat mich neugierig gemacht und ich habe mir gesagt, okay, ich schaffe das mit der Physik. Und plötzlich habe ich auch gute Noten geschrieben. Es ist wirklich Wahnsinn, wie schnell das dann gehen kann!

Du fliegst hoffentlich selbst in den nächsten 12 – 24 Monaten als Astronautin ins All und bist derzeit dafür im Training. Was sollte man mitbringen, wenn man so eine Ausbildung machen möchte?

Suzanna Randall: Man braucht bereits vorher eine Ausbildung. Man kann also nicht direkt nach der Schule Astronautin werden, sondern durchläuft eine Ausbildung zum Pilot oder Pilotin oder auch zum Naturwissenschaftler oder Naturwissenschaftlerin. Das ist sehr wichtig. Psychische Stabilität ist ebenfalls wichtig, denn man muss in den Weltraum fliegen bzw. das gut aushalten können und auch mit Ängsten gut umgehen können. Man muss gesund sein, weil der Weltraum den Körper belastet und man muss sehr gut mit Menschen arbeiten können, weil man ja nicht alleine im All ist, sondern meistens in einem kleinen Team auf sehr engem Raum arbeitet. Man braucht also viele Fähigkeiten, um Astronaut oder Astronautin zu werden. Aber auf der anderen Seite sind auch Astronauten ganz normale Menschen. Das ist mir immer sehr wichtig zu betonen. Man muss nicht Superman oder Superwoman sein.

Du hast jetzt schon ein Jahr trainiert. Wie bereitet man sich auf so einen Trip ins Weltall vor?

Suzanna Randall: Das Training ist sehr abwechslungsreich und macht mir sehr viel Spaß. Zum einen muss man sehr viel Theorie lernen, das vergessen die Meisten. Ich hüpfe nicht von einem Survival Training ins nächste, sondern muss z.B. auch lernen, wie Umlaufbahnen oder Raketen funktionieren. Aber es gibt natürlich auch praktische Trainings. Mein Lieblings-Training waren bspw. die Parabelflüge, in denen man in einem Flugzeug fliegt und für 22 Sekunden pro Parabel schwerelos ist und vor sich hin schwebt. Wir haben Tauch-Trainings gemacht, in denen wir unter Wasser mit Raumanzügen Missionen ausführen mussten. Und wir haben im kleinen Team unter körperlichen schwierigen Bedingungen in einer Höhle geübt, wie es ist komplett von der Außenwelt abgeschlossen und auf sich gestellt zu sein. Es war sehr nass, es war sehr kalt, es war sehr dunkel und wir mussten trotzdem versuchen gut miteinander zu arbeiten.

Bei diesen Trainings musst du sicherlich auch mit evtl. aufkommender Angst umgehen können. Hattest du so einen Moment auch?

Suzanna Randall: Ja, auf jeden Fall. Gerade das Tauchen ist mir schwer gefallen. Ich bin so ein Luftmensch, das heißt in der Luft, beim Fliegen habe ich überhaupt keine Angst. Aber unter Wasser sein hat für mich manchmal etwas Beklemmendes, gerade wenn man einen Raumanzug trägt. Ich komme dann mit Atemübungen sehr gut voran, versuche mich auf meinen Atem zu konzentrieren, ganz ruhig zu werden und mich zu versichern, das alles okay ist. Das ist auch eine wichtige Fähigkeit. Als Astronautin glaube ich, dass man die Angst nicht wegschiebt, weil sie einen manchmal auch beschützen kann. Wenn etwas schief läuft, dann ist es gut, wenn ich Angst habe und sage ‘ich muss da raus’. Wichtig ist aber, dass man sich von der Angst nicht lähmen lässt, sondern sagt ich atme jetzt ein paar mal durch und dann geht es auch wieder.

Unsere Botschafter-Kinder Charlie und Marlene fliegen zum „Tag der kleinen Forscher“ zum Mond und Mars? Wo würde es dich eher hinziehen?

Suzanna Randall: Beides. Ich würde zu einer Mission zum Mond auch nicht ‘Nein’ sagen. Aber ich fände es noch spannender, zum Mars zu fliegen, weil da noch kein Mensch war. Irgendwo hinzufliegen, wo noch kein Mensch war, etwas ganz Neues zu entdecken, das muss der Wahnsinn sein!

Buchcover - Wellenreiten im Weltall - Eine Reise durchs Universum auf den Spuren des Lichts

Du hast ein Astronomiebuch geschrieben: Wellenreiten im Weltall. In dem Buch beschreibst du unterschiedliche Arten von Strahlung. Was hat es damit auf sich?

Suzanna Randall: Bei Strahlung denkt man immer direkt an “total verstrahlt” und an gefährliche Radioaktivität. Aber es ist so, dass selbst das Licht, das wir mit unseren Augen wahrnehmen können, auch nur eine Art von Strahlung ist und zwar ein winziger Teil des gesamten Spektrums. Es gibt unterschiedliche Arten von Strahlungen, etwa Radiostrahlen, Mikrowellen, Infrarotstrahlung, UV-Strahlen oder Röntgen- und Gammastrahlen und natürlich das sichtbare Licht. Und nur wenn wir wirklich wie bei einem Regenbogen alle Farben, also alle Arten von Strahlung zusammensetzen, können wir verstehen, was da draußen im Weltraum funktioniert. Wir nutzen unterschiedliche Arten von Teleskopen, um diese unterschiedliche Strahlung einsammeln zu können. Dann haben wir viele verschiedenfarbigen Puzzleteile, können das große Puzzle zusammensetzen und so erst das Universum verstehen.

Zum Schluss noch eine Frage zu den aktuellen Nachrichten aus dem Weltraum. Eine Meldung lautete vor kurzem, dass Aufnahmen des Weltraumteleskops James Webb mögliche Spuren Milliarden Jahre alter, großer Galaxien zeige, die es eigentlich nicht geben dürfe. Was hat es damit auf sich? Stimmen vielleicht die Theorien in der Astronomie nicht mehr?

Suzanna Randall: Wir wissen es noch nicht. Ich habe die Meldung auch gesehen. Es ist nicht mein Forschungsgebiet, deswegen bin ich ein bisschen vorsichtig, was ich dazu sage. Aber es scheint wirklich so zu sein, dass sich ganz große Galaxien schon viel früher im Universum gebildet haben, als man es für möglich gehalten hat, quasi als das Universum noch in der Wiege war. Solche Resultate vom James Web Teleskop sind wahnsinnig wichtig für uns, weil sie uns dazu bringen, alles das, was wir glauben zu verstehen, noch einmal in Frage zu stellen. So funktioniert die Wissenschaft. Deswegen ist es total spannend. Wir finden eigentlich jedes mal, wenn ein Teleskop online geht oder uns Daten schickt, etwas Neues, dass unsere Theorien in Frage stellt, und das ist das, was ich an der Wissenschaft toll finde.

Vielen Dank, dass wir so viel über das Thema von dir erfahren durften! Wir drücken die Daumen, dass es für dich bald losgeht ins All.